Entzündungsherde treten dabei an multiplen (verschiedenen, mehrfach) Orten auf und können zur Narbenbildung (Sklerose) führen. Die entzündeten oder vernarbten Nerven sind nicht mehr funktionsfähig und führen im günstigen Fall zu temporären körperlichen Ausfallerscheinungen (bei Autor: unter anderem Gleichgewicht, Augenlicht, Sprache und einiges mehr). Die Erkrankung verläuft bei jedem anders. Da die zentralen Steuerungsorgane (Gehirn und Rückenmark) betroffen sind, ist Möglichkeit der Ausfallerscheinungen sehr groß. Daher wird MS auch die Krankheit der 1000 Gesichter genannt.
Bis Ende des letzten Jahrtausends war diese Kombination (Sport & MS) als absolut schädlich für den Patienten angesehen worden. Aber selbst diese Einschätzung war gegenüber jener aus den 1950-Jahren fortschrittlich, weil zu diesem Zeitpunkt strenge Bettplicht verordnet wurde, um jeden Krankheitsschub, der möglicherweise schwere motorische, kognitive, sensitive Einschränkungen zur Folge hat, zu verhindern.
Meine MS-Diagnose erhielt ich leider genau in der Zeit (1997), in welcher die Medikation ziemlich auf die Beta-Interferone abgestellt war. Ich habe meine Diagnose nach einem sehr schwerem Schub (Sehnerventzündung, Gleichgewichtsorgan im rechten Ohr ausgefallen, Sprachstörungen und massiv tonische Hirnstammanfälle), also genau vor 20 Jahren, erhalten. Ich hatte gerade meine Chemie-Diplom mit Auszeichnung an der TH Karlsruhe beendet und meine Promotion im Forschungszentrum Karlsruhe (FZK) begonnen, als dieser schwere MS-Schub auftrat. Nach ein-jähriger Krankheit plus Rehabilation hatte ich die Promotion abgebrochen.
Im Jahr 2000 habe ich dann nach einer Gefühlsstörung in der gesamten linken Körperhälfte mich dazu entschlossen Avonex (Beta-Interferon) - nach Drängen meines Neurologen - intramuskulär, 1 mal die Woche selbst zu spritzen. Leider war Glatirameracetat (Copaxone) zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Deutschland zugelassen. Die Nebenwirkungen waren sehr massiv und meine Woche hatte nur noch 6 Tage, weil der siebte, der Tag nach der Injektion, extrem bescheiden war. Ich dachte damals, wenn die Nebenwirkungen so stark sind, dann sind es auch die gewünschten Wirkungen.
Bis ich dann nochmal einen sehr schweren Schub 2003 hatte, als ich eine neue Stelle an der TH Karlsruhe angefangen habe. Es fiel das Gleichgewichtsorgan im linken Ohr aus, wie sich im Nachhinein durch AEP-Untersuchngen (Evozierte Potentiale) herrausstellte. Im Jahr 2005 habe ich dann nach Rücksprache mit meinem Neurologen, das Avonex abgesetzt, und 12 (3+9) Monate später wurde meine gesunde Tochter geboren. Seitdem spritze ich täglich Copaxone und ich habe, bis jetzt, so gut wie keine Nebenwirkungen und nach Aussage meines Neurologen hat sich die MS bei mir beruhigt.
MS-Sport: KoordinationssportIn all den Jahren habe ich intensiv (2-3 mal die Woche jeweils 1 h) Sport getrieben, auch in den Phasen, in welchen ich einen Schub und Cortison eingenommen hatte, obwohl mein Neurologe mir davon abriet. Ich habe das Glück, das ich von klein auf Sport gemacht habe und ich deswegen ohne Sport nicht leben kann und wollte. Ich habe mit 5 Jahren in der E-Jugend des VfR Baumholder angefangen Fußball zu spielen und habe durchgehend bis zur A-Jugend weitergespielt. Auch in der zweiten Mannschaft mhabe ich noch gespielt, ob wohl ich schon in Karlsruhe lebte. Mit 18 Jahre habe ich im Fitness Studio Baumholder mit Body-Buiolding angefangen und mache diesen Sport bis heute. Ich behaupte, das meine relativ, gute (nach 20 Jahren (MS) körperliche Verfassung ursächlich mit dem Sport zu tun hat, was mir auch von ärztlicher Seite bestätigt wurde. Ich habe mein momentanes sportliches Pensum sogar fast verdoppelt. Bis 2010 habe ich einmal im Fitnessstudio trainiert und 2-3 mal die Woche 4 km gejoggt. Nun trainiere ich zweimal im Fitnessstudio und jogge einmal die Woche 7 km. Im letzten Herbst (2012) habe ich sogar einen 10 km Lauf absolviert (Trainingspensum).
Körperliche Aktivität (Sport) kann die Multiple Sklerose in Schach halten. Dies hat Prof. Dr. med. Mäurer in seiner
Publikation im Fachjournal "Der Nervenarzt" (siehe im folgenden Kasten "MS-Sport") beschrieben. Mein Krankheitsverlauf
unterstützt diese These. Trotz schwerem Verlauf zu Beginn 1997 bin ich ohne technische Hilfsmittel bis heute 23 Jahre
nach Diagnose körperlich aktiv, wie im folgenden beschrieben wird.
Es gibt einige Präparate zur Linderung der Symptome, aber heilen kann man MS nicht. Mein Diagnose schubförmige MS erhielt
ich im Mai 1997, also vor knapp 23 Jahren.
Mein Ansatz zum Umgang mit der MS
bestand und besteht im Training meiner körperlichen Koordination und Kräftigung der Muskulatur.
Bein-Muskulatur Brust-Muskulatur Rücken-Muskulatur
Kniebeuge mit 50 kg Bankdrücken mit 40 kg Nackenziehen mit 50 kg
Der Milon-Zirkel ist elektronisch gesteuertes Zirkeltraining. Alle Geräte passen sich dem
Trainierenden an, das lästige Einstellen der Geräte entfällt. Für einen MS-Betroffenen nimmt das eine
grosse Hürde. Die verschiedenen Geräte stärken die Kraft und Ausdauer des Trainierenden.
Dieses Tainingskonzept realisiert zumindest zwei verschiedene positive Aspekte für MS-Betroffene. Zum einem sind meisten
Geräte im Sitzen zu absolvieren. Weiterhin ist durch die automatische Einstellung der Geräte auch gewährleistet,
das die Übungen korrekt ausgeführt werden.
Aus eigener Erfahrung kann man sagen, das dieser Zirkel eine Segen für MS-Betroffene, die in der Lage sind noch
geringere körperliche Aktivität ausführen zu können, darstellt.
Ergometer(4 min) | ||
Beinstrecker(1,5) | Unterer Rücken(1,5) | |
Brustdrücken(1,5) | Situps(1,5) | |
Rudern(1,5) | Beinbeuger(1,5) | |
Stepper(4) |
Nachdem ich den Milon-Zirkel gemacht habe, mache ich noch weitere Kraftübungen. Diese variieren aber immer. Eine Konstante sind die Kniebeugen mit 40-50 Kilogramm auf den Schultern. Dazu bin ich aber erst seit letzten Jahr in der Lage. Dieses Training zeigt also, das man trotz MS in der Lage ist, sich zu verbessern.
Nach einem Ruhetag besuche ich das Fitnessstudio erneut. Dann mache ich allerdings ausschließlich Koordinationstraining. Phasenweise lege ich mehr Wert auf die Dehnung. Insgesamt kann man sagen, das das Fitnessstudio meinen Arbeitsplatz ersetzt. Mein übliches Programm ist in der folgenden Tabelle aufgelistet und dauert 1-2 Stunden. Die Videos an den einzelnen Geräten sind bis jetzt Bankdrücken, Kniebeugen und Nackenziehen.
Anzahl der Sätze | # Wiederholungen | Gewicht in kg | Übung | Muskelgruppe |
---|---|---|---|---|
3 | 12 | 50 | Kniebeuge | Beine |
4 | 23 | 25 | Situps an Maschine | Bauchmuskeln |
4 | 12 | 50 | Bankdrücken | Brustmuskel |
4 | 12 | 10 | Schrägbankdrücken (Kurzhantel) | Oberer Brustmuskel |
3 | 12 | 20 | Schmetterling an Maschine | Brust |
3 | 12 | 60 | Nackenziehen | Latissimus |
3 | 12 | 40 | Rudern an Maschine | Rücken |
3 | 12 | 5 | Seitheben mit Kurzhantel | Schultermuskulatur |
3 | 12 | 20 | Supersätze Biceps und Triceps | Armmuskulatur |
3 | 12 | 15 | Wadenheben an Maschine | Waden |
Prof. Dr. med. Mäurer hat in einem Vortrag auf dem Peter-Koch-Symposium der AMSEL am 21. Juli 2012 in Stuttgart nachdrücklich auf die Lebensqualitätsverbesserungen der sportlichen Aktivitäten bei MS hingewiesen. Mit freundlicher Erlaubnis von Prof. Mäurer werde ich bei Nachfrage über Email den Vortrag Ihnen zumailen (eine Powerpoint-Präsentation, 16 kB Größe). Darüberhinaus gibt es auch folgende Veröffentlichung in der Fachzeitschrift "Der Nervenarzt" von 2013:
Tallner, A.; Mäurer, M.; Pfeifer, K. (2013). Multiple Sklerose und körperliche Aktivität - eine historische Betrachtung. Der Nervenarzt 84 (10), 1238-1244.