Homepage von Dr. Klaus D. May
Software-Entwickler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am KIT und Erwerbsminderungsrenter
Inhalt
Software-Entwickler
Wissen. Mitarbeiter am KIT
Tätigkeiten als Erwerbsminderungsrentner

Software-Entwickler

Meine Laufbahn als Softwareentwickler fing ich sehr früh nach meinem Abitur an. Ich begann im Oktober 1986 die Ausbildung zum mathematisch-technischen Assistenten im Kernforschungszentrum Karlsruhe (KfK). Es war eine Ausbildung, die sehr gut dotiert und auf 2,5 Jahre begrenzt war. Überdies konnten nur Abiturienten mit einer sehr guten Mathematiknote im Leistungskurs absolvieren. Für einen jungen Menschen war dies eine sehr lukrative Stelle, die mir zudem ermöglichte in eine grössere Stadt zu ziehen. Das Entscheidende: Es war, 1986 einer der wenigen Möglichkeiten neben dem Informatik-Studium das Programmieren zu lernen. Man sollte auch bedenken, das 1986 der Computer noch nicht eine so dominierende Rolle im Leben spielte wie jetzt und das Wissen über die Anwendungsmöglichkeiten war noch nicht ausgereift. Schon früh erkannte ich, das mir die Software-Seite(Programmieren) mehr liegt als die Hardware. Während der Ausbildung entwickelte ich mein erstes grösseres Programm (ca. 5000 Zeilen FORTRAN77 Code). Ich nannte es AUTOCO, was für automatischer Commentierer steht. Damit konnten die Abschlussarbeiten von mir und teilweise meiner Kollegen schnell und einfach kommentiert werden. Ein Außenabteilung, das CADCAM-Labor in KA-Stadt, nutzte es ebenfalls, um die Programme zu kommentieren.

Auch als ich ein Chemie-Studium nach 1,5 Jahren Arbeit im Kernforschungszentrum begann, war die Softwareentwicklung die treibende Kraft ein Studium aufzunehmen. Ich wollte mir Wissen aneignen, um in der Lage zu sein, große Programme selbständig zu entwerfen und zu programmieren. Mein in der Ausbildung geschriebenes Programm AUTOCO war leider nur ein singuläres Ereignis. Das erste mal konnte ich das während des dritten Semesters realisieren, als ich mehrere TURBO-PASCAL Programme schrieb, die mit Hilfe veschiedener Methoden Titrationskurven (z.Bsp. die Gran-Methode) analysierten. In meiner HIWI-Tätigkeit während des Haupstudiums, entwicklte ich u.a. eine Programmoberfläche in TURBO-PASCAL zur Simulation von Titrationen (MEQUISOL). Im Vertiefungspraktikum in "Physikalischer Chemie" konnte ich die Fragmentation von Fullerenen bei Stoß mit einer Oberfläche simulieren. Es enstand das FORTRAN77-Programm BPM 1.0, dessen Ergebnissse in Chemical Physics Letters publiziert wurden. Es war also nur folgerichtig, das ich in meiner Dissertation ein Kraftfeldprogramm UFF in FORTRAN90 schrieb, welches Teil des TURBOMOLE-Programmsystem ist. Darüberhinaus schrieb ich einen Präprocessor namens TMOLE in Perl, welches die Benutzung von TURBOMOLE der zu GAUSSIAN ähneln sollte. GAUSSIAN ist das Konkurrenzprogrammpaket aus USA zu TURBOMOLE.

UFF ist eine Teil vom weltweit anerkannten und benutzten Programmpaket TURBOMOLE (Theoretische Chemie), welches von Prof. Dr. Ahlrichs, meinen Dokotorvater, initiiert und entwickelt wurde. Damit können die geometrische Struktur, wie auch der elektronische Eigenschaften von Molekülen, welche aus mehreren hundert Atomen bestehen können, auf unterschiedlichen Genauigkeitsstufen berechnet werden (Hartree-Fock-, Couple-Cluster- bis Dichtefunktionalmethoden).

Das Kraftfeldprogramm UFF ist eine sogenanntes generiches Kraftfeld, d.h. es können Moleküle, welche aus Atomen des gesamten Periodensystems(PES) im Prinzip berechnet werden. Die Aufgabe des UFF im Programmpaket TURBOMOLE besteht darin, bei der Ermittlung der geometrischen Struktur von größeren Molekülen (ca. 1000 Atome) eine Voroptimierung der Geometrie mit UFF duchzuführen, damit die genauere quantenmechanische Behandlung (mit DFT z.Bsp.) schneller erfolgen kann. Da die quantenmechanischen Methoden im Prinzip für Atome des ganzen PES funktionieren, musste das Kraftfeldprogramm auch für das gesamte PES im Prinzip möglich sein.

Die folgende Liste enthält nur eine kleine Auswahl an wichtigen Programme, die ich entwickelt habe. Mein Meisterwerk ist das Kraftfeldprogramm UFF (FORTRAN90 Source-Code). Es ist ein Programm, welches in FORTRAN90 programmiert ist und 10.000 Zeilen Fortran-Code enthält. Es wurde vollständig von mir entwickelt. Für Interessierte: Ich habe im ganzen Programm kein COMMON-Blöcke verwendet und alle Arrays sind dynamisch allokiert. Das Feld, welches die Informationen über das Kraftfeld enthält, ist nicht dynamisch, weil die Daten zu Beginn des Programmlaufs eingelesen werden und dann unververändert bleiben.

Auswahl an entwickelten Programme
Programmname Sprache Kommentar
Kalender APL Berechnet Kalender mit allen Feiertagen der Jahre 0 bis beliebig
AUTOCO 4.0 FORTRAN77 Programm zur Kommentierung der Ausbildungsarbeit
PSPLNE 1.0 FORTRAN77 Paramterspline (Ausbildungsarbeit)
GRID3D 1.0 FORTRAN77 Programm zur dreidimensionalen graphischen Darstellung plasmaphysikalischer Experimente
KQV TURBO PASCAL Kleinste Quadrat-Vefeinerung von Titrationskurven
PAL Verwaltungsprogramme für Anorganisches Institut der TH Karlsruhe
Mequisol Turbo PASCAL Programmoberfläche zur Simulation von Titrationen
BPM 1.0 FORTRAN77 Bindungspercolationsmodell zur Simulation von Stossprozessen von Atomen an Graphit
UFF FORTRAN90 Universal Force Field (generisches Kraftfeldprogramm, Dissertationsarbeit)
TMOLE Perl Präprozzesor zur Benutzung von TURBOMOLE
TBL 1.0 Perl/HTML TURBOMOLE Basisset Libary
M(a)ySudoku LiveCode Meine erste App
APL = A programming language
PAL = Paradox-Database Applicationslanguage

Wissen. Mitarbeiter am KIT

Ich war in der Zeit von 2002 bis 2008 als wissenschaftlicher Angestellter in der Theoretischen Chemie des KIT beschäftigt. Zunächst erweiterte ich das Programm AOFORCE aus dem Programmsystem TURBOMOLE um die RI (Resolution of Identity) Näherung. Durch diese RI-Näherung konnte die Berechnung der Schwingungsfrequenzen von Molekülen um den Faktor 10-100 gegenüber der konventionellen Berechnung ohne die RI Näherung beschleunigt werden. Dann entwickelte ich einen Präprocessor namens TMOLE (Perlscript) ,welcher die Benutzung von TURBOMOLE erleichtern soll. Mit Hilfe von TMOLE soll die Durchführung von TURBOMOLE -Rechnungen ähnlich der zu GAUSSIAN, einem Konkurrenzprodukt, sein. Zudem implementierte ich die 'Natural population analysis', welche von F. Weinhold 1985 vorgeschlagen wurde, in das Programmsystem TURBOMOLE. Darüberhinaus schrieb ich zusammen mit Prof. Ahlrichs einen Artikel in der Reihe 'High Perfomance Computing in Chemistry' [3] über die Berechnung von Eigenschaften von großen (100 und mehr Atome) Molekülen mit TURBOMOLE. Weiterhin entwickelte ich die TURBOMOLE-Basissatz-Bibliothek (TBL). Die TBL ist ein Web-Interface, welche aus dynamischen HTML Seiten und CGI Programmen, die in Perl geschrieben sind, besteht. TBL präsentiert ein Teil der Forschungsresultate der Arbeitsgruppe.

Die Bedingungen waren leider nicht die besten. Mir wurden nur befristete Verträge (1-2 Jahre Laufzeit) angeboten. Meine Krankheit machte mir weiterhin regelmäßig zu schaffen. Ein Gespräch mit dem damaligen Schwerbehindertenbeauftragten brachte auch keine Besserung. Der Beauftragte meinte nur, das er für mich nichts tun könne, da ich kein unbefristeten Vertrag hätte.


Tätigkeiten als Erwerbsminderungsrentner

Nach 8 Jahren als wissenschaftlicher Angestellter, und das nur als halbe Stelle, legte, während einer Rehabilitation in Konstanz, legte man mir sehr nahe, das ich meine Erwerbstätigkeit doch ganz aufgeben sollte. Zu diesem Zeipunkt war ich 41 Jahre alt. Das ich ich nicht mehr voll arbeiten konnte war mir schon seit 2002, also direkt nach meiner Promotion, klar. Aber das ich nicht mehr erwerbstätig sein sollte, fiel mir sehr schwer, zu akzeptieren. Aber was sollte ich machen, ich hatte Familie und ein kleines Kind.

Zu Beginn meines Rentendaseins konnte ich noch auf Honorarbasis an meinem Projekt TURBOMOLE Basisset Library weiterarbeiten. Bis ein jüngerer Kollege das Projekt übernommen hat. Außerdem gab ich in Chemie, Physik und Mathematik Nachhilfe bis die Agentur, die mich angestellt hat, in Baden-Baden Konkurs angemeldet hat. Das ist innerhalb von zwei Jahren nach Rentenbeginn erfolgt.

Als sich meine Hoffnung nicht erfüllte, - ich dachte, das ich als excellent ausgebildeter Mensch, doch sicher eine Stelle auf 450,- € Basis zu finden - bin ich auf meine zweite Leidenschaft gestossen und habe mich am KIT für Philosophie immatrikuliert. Da mich die Erkenntnistheorie und der Zusammenhang zwischen Philosophie und Naturwisssenschaft sehr stark interessierte, belegte ich bei Prof. Gutmann das Seminar "Das Determinismusproblem". Der theoretische Biochemiker Prof. Elstner unterstützte den Kurs. Dort hielt ich einen Vortrag über Ernst Cassirer und was er, zu diesem Problem zu sagen hat. Im zweiten Semester ging es um Karl Popper und seinen kritischen Rationalismus. Doch leider musse ich feststellen, das ich mich übernommen habe. Ich war nicht mehr in der Lage vernünftig einer Vorlesung zu folgen. Ausserdem hatte ich das Gefühl meine Tochter zu vernachlässigen, und meiner Frau eine zu hohe Last aufzubürden, nur damit ich meinen Tag sinnvoll gestalte. Ich brach das Studium ab.

Autor: Klaus D. May    mail MayKlausD@gmail.com   Zurück