Gerade die Philosophie ist ein Feld nach 10.000 Jahren moderner Menschheitsgeschichte von gigantischem Ausmaß. So daß jedes Wort von mir ketzerisch klingen muß. Andereseits ist zwar schon alles gesagt worden, aber eben noch nicht von mir. In diesem Sinne ist der folgende kurze Text zu verstehen.
Neben den Naturwissenschaften hat mich von jeher die Frage beschäftigt, kann der Mensch überhaupt oder präziser, kann man objektives Wissen, d.h. allgemeines für jeden gültiges Wissen, erlangen. Zu Beginn meiner Jugend besaß diese Frage große Relevanz für mich. Bis hinein in meine Ausbildung erschien mir das als sinnvolle Frage. In meinem ersten Beruf fingen die Zweifel an, um dann im Chemie-Studium letzlich zu Fall gebracht zu werden. Jetzt kommt mir allein die Frage infantil vor. Aber jetzt erst habe den guten alten Kant zumindest teilweise verstanden. D. Hume kritisiert den Kausalitätsbegriff mit seinem Billardbeispiel. Aber I. Kant geht noch weiter, indem er die Vernunft kritisiert und behauptet, das es kein Verständnis der Naturphänomene gibt, sondern nur eine deskritpive Beschreibung der Vorgänge.
Wie komme ich zu dieser Aussage? Objektives Wissen würde vorraussetzen, das man "von aussen" etwas beurteilen, bewerten und analysieren kann. Was heisst "von aussen"? Das heisst meiner Meinung nach, das man absolut rational eine Sache betrachten kann, also ohne Emotionen. Dies kann nur ein Gott, aber kein Mensch. Besser als ich hat das unter anderem Sir Karl Popper formuliert. Er sagt in im kritischen Rationalismus, das akzeptierte Theorien nicht im logischen Widerspruch zu Tatsachen stehen dürfen. Oder anders ausgedrückt: Richtige oder gültige Theorien können nur vorläufig sein. Taucht ein empirischer Befund auf, der der Theorie widerspricht, so ist sie widerlegt. Das bedeutet, das der Mensch sich der Wahrheit nur asymptotisch nähern kann, also nie erreichen.
Das heisst aber auch, das kein Mensch, in meinen Fall die Berufsgruppe der Ärzte, den Anspruch für sich erheben kann, die Wahrheit zu kennen. Ich gestehe zu, das man aufgrund einer langen Erfahrung, besser abschätzen kann, wie sich eine Sache möglicherweise entwickeln wird. Aber im Falle der Medizin denke ich, gilt dieser Satz nur sehr eingeschränkt.
Zurück zu den Naturwissenschaften.
Nach Popper kann der Mensch sich immer näher an Wissen annähern, indem man die Aussagen immer wieder
durch Fragen an die Natur überprüft und deren Wahrheitsgehalt ermittelt. Scheitert die Aussage
an einer Frage, ist das gesamte Gedankengebäude gescheitert. Das ist das bekannte Falsifikationsprinzip
nach Popper. Dies ist ein operative Anweisung, wie man zu immer allgemeingültigeren Wissen gelangen kann.
Im Jahre 2011 in der Philosophie die Vorlesung "Das Determinismusproblem" von Prof. Dr. Gutmann gehört
und auch einen Vortrag gehalten. Das Thema des Vortrags waren die Ansichten von Ernst Cassirer zur
modernen Physik, welche in einem Buch zusammengefasst sind
(
Das heißt, das es keine Vorkommnisse da draussen gibt, die sich z.Bsp. mechanisch beeinflussen
und man deshalb von Ursache und Wirkung sprechen kann, sondern, das alles Ausfluß unseres Geistes ist.
David Hume (englischer Empirist aus dem 18. Jahrhundert) war einer der prominentesten Vertreter dieser Denkrichtung,
weil er behauptete, das der Mensch beim Billardspiel nur den Verlauf der Kugeln beschreiben kann, aber keine
Aussage über die Ursache der Bewegungen machen kann. So nebenbei: Kant hat über Hume behauptet, das Hume bereits
alles zusammen hatte, um die "Kritik der reinen Vernunft" zu verfassen.
Das heisst, das der Mensch die Gegenwart bis in die molekularen Dimensionen hinein,
prinzipiell nicht kennen und daher die Zukunft nicht ermitteln kann. Die
Heisenbergsche Unschärferelation besagt, das man Impuls und Ort eines Moleküls
prinzipiell nicht mit beliebiger Genauigkeit bestimmen kann.
Hier hat Cassirer 1921 den gleichen Gedanken wie Immanuel Kant von 1787 formuliert. Kant hat in seinem Hauptwerk
"Kritik der reinen Vernunft" die Verständnisfähigkeit der Natur mit Hilfe der Vernunft kritisiert. Er behauptet meiner
Meinung nach, das der Mensch Naturphänomene nur deskriptiv beschreiben und nicht verstehen kann.